Du solltest wissen, dass Allah durch Seine Weisheit und Schöpferkraft gewisse Kräfte und Bereiche der unsichtbaren Welt in unserem Inneren geschaffen hat, die von ungeheuerem Nutzen für uns sind. Nur drei davon seien erwähnt:

-        Die Erfindungsgabe und Vorstellungskraft

-        Die Begierde und der Zorn

-        Die Lust und Sinnlichkeit

Diese drei Kräfte sind Quelle von tugend- aber auch lasterhaften Handlungen, Ursprung aller unsichtbaren Formen. Gott hat den Menschen mit einem hervorragenden Körperbau ausgestattet. Doch es gibt auch noch eine andere Form, die von den Qualitäten seiner inneren Natur bestimmt wird. Im Jenseits wird des Menschen Gesicht als menschliche Form erscheinen, vorausgesetzt, dass sein inneres Selbst und seine Taten sich auch wirklich als menschlich erwiesen haben.

Wenn die Lust in seinem Inneren vorherrscht, wenn das Tierische seine Psyche überflutet, dann wird sein Gesicht dem einer Bestie gleichen. Die Kontrolle über sein Innenreich wird dann eine jener Bestien ausüben, die der Qualität seiner Seele entspricht. Wenn Begierde und Zorn seine Psyche erobern, wird seine Erscheinung jener kommenden Welt eine Form annehmen, die der Eigenart seiner Natur entspricht. Und wenn Vorstellungskraft und Erfindungsgabe von lasterhaften Kräften beherrscht werden und Betrug, Unehrlichkeit, Verleumdung und Rache das innere Selbst bestimmen, dann könnte es sein, dass man eine Wandlung mitmachen muss, um eine Form des Satans anzunehmen, denn diese Attribute gehören zu ihm. Es ist auch möglich, dass man eine Form erhält, die zwei oder mehrere Bestien symbolisiert. In diesem Fall erhält man eine sonderbare Form, die selbst mit den hässlichsten Monstern dieser Welt nicht zu vergleichen ist.

Der Prüfstand all dieser Formen, von denen eine die menschliche Form ist, wird der Zustand der Seele zum Zeitpunkt des Todes sein – der Status, in dem die Seele vom Körper Abschied nimmt. Genau in diesem Zustand betritt des Menschen Seele die erste Stufe der jenseitigen Welt (Barzakh). Die Seele erhält eine Form, die in dieser kommenden Welt auch zu ihr passt. Das ist dieselbe Form, an der ihn die Bewohner des Jenseits und er selbst sich erkennen, wenn er dort erstmal die Augen öffnet – vorausgesetzt natürlich, dass er das Sehen nicht verloren hat.

Es muss nämlich nicht so sein, dass der Mensch die nächste Welt im gleichen physischen Zustand betritt, den er auch in dieser Welt hatte. Allah selbst hat uns im Quran mitgeteilt, dass Ihn am Tage des Gerichts einige Leute fragen werden, warum Er sie denn als Blinde wiederauferstehen ließ, wo sie doch auf der Welt Augen hatten. Und Allah wird ihnen antworten: da sie Seine klaren Zeichen in dieser Welt unbeachtet ließen, wurden sie heute auch von Allah unbeachtet gelassen.

O du armer Tropf! Du hast nur äußerlich gesehen und warst nach innen blind. Jetzt wirst du dir über Deine Blindheit bewusst! Du kanntest die Innenschau nicht, mir der du Seine Zeichen hättest wahrnehmen können. Du, dieses erbärmliche Wesen, das mit einem vollendeten Körper und ebenmäßigen Formen ausgestattet worden war, wusstest nicht, dass die Maßstäbe der verborgenen Welt andere sind, als jene in dieser Welt?! Du solltest nach innerer Aufrichtigkeit streben, damit du am Jüngsten Tag aufrecht dastehen kannst. Dein Geist sollte ein menschlicher sein, so dass deine Form im Jenseits eine menschliche sein kann. Du irrst, wenn du meinst, die Welt der verborgenen Wirklichkeit – in der die Geheimnisse dieser Welt enthüllt und deine Taten offenkundig werden sollen – in der man andere betrügen und Chaos und Verwirrung anrichten kann – irgendwie ähneln. Deine Augen, Ohren, Hände und Füße zeugen mit ihren übernatürlichen Zungen gegen deine Taten in dieser Welt. Einige von ihnen erscheinen auch in ihren göttlichen Formen.

Es ist durchaus möglich, dass die Vorstellungskraft, die Leidenschaft und Lust auch göttliche Aspekte haben. Alle diese Kräfte können dem Menschen zur Glückseligkeit verhelfen, wenn sie der Vernunft, der guten Gesinnung und den Lehren des Gesandten Gottes untergeordnet sind. Sie können aber auch zu satanischen Kräften werden. Kein Prophet hat je versucht, die Kräfte der Leidenschaft, Sinnlichkeit oder Vorstellung völlig auszumerzen. Kein Gesandter hat je verlangt, Sinnlichkeit abzutöten oder das Feuer der Leidenschaft und des Zornes zu löschen bzw. die Vorstellung und Phantasie zu ignorieren. Vielmehr sind sie dafür eingetreten, diese Kräfte zu kontrollieren und unter dem Befehl der Vernunft und der göttlichen Lehre zu stellen. Jede dieser Kräfte versucht nämlich, die anderen zu beherrschen, egal welches Unrecht und welche Verwirrung dabei angerichtet werden.

Die Propheten Gottes wurden auf diese Welt geschickt, um das Licht der göttlichen Lehre zu bringen. Gott hat himmlische Bücher offenbart, um die Menschheit vor Maßlosigkeit zu schützen. Man muss schon das menschliche Selbst zügeln, um nicht Vernunft und göttliches Gesetz zu übergehen